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Der Leiter des Naturhistorischen Museums in Braunschweig und stellvertretender Beiratsvorsitzender des Museums Paläon in Schöningen, Herr Dr. Ulrich Joger, hatte es sich nicht nehmen lassen, die Exkursionsgruppe des Fördervereins des Naturkundemuseums Dortmund und insbesondere seinen früheren Mitarbeiter Herrn Dr. Jan Ilger zu begrüßen und durch das Paläon zu führen. Zwischen einem Termin in Hessen und einem anschließenden Termin im Paläon. Der Förderverein bedankt sich herzlich für dieses Engagement.
Markante und lange Rolltreppen führen hinauf in die Ausstellungsräume im 2. Obergeschoss, man ist ein wenig an Zollverein erinnert. Das dreigeschossige Foyer mit den Rolltreppen ist das Zentrum des Museums, das alle Sichtachsen miteinander verbindet. Während der Fahrt nach oben kann man Horizonte der Braunkohlegrube studieren.
Dieser Architektur muss man sich unterordnen und beginnt, sie sie schätzen. Wie die Kunst ist auch die Architektur immer eine Herausforderung. Die Aufgabenstellung der Ausstellung muss natürlich erfüllt werden, das ist in diesem Museum der Fall. Durch markante Fenster sehr gelungen ist die Verbindung zwischen der Ausstellung im Museum und dem Blick auf das umgebende Gelände mit seinen Fundstellen, der Braunkohlegrube usw.
Das Land Niedersachsen hat die Idee zum Bau des Museums gefördert und die
Umsetzung der Idee mit 15 Millionen € gestützt. Auf der Grundlage der
wissenschaftlichen Entdeckungen in Schöningen und der Idee des
Zusammenspiels aktiver Forschung und erlebnisreicher Ausstellung mit dem
Hintergrund der Tagebaukulisse wurde ein Architektenwettbewerb ausgelobt.
Den Zuspruch erhielt ein Team aus Braunschweig, Zürich und Berlin.
Richtfest wurde am 11. Juni 2012 gefeiert, der Museums-und
Forschungsbetrieb Betrieb begann in 2013.
Das Paläon ist kein Landesmuseum, entsprechend trägt das Land Niedersachsen nicht die Kosten für Unterhaltung und den Betrieb. Verantwortlich dafür ist der Kreis Schöningen, der auf Sponsorenstützung, z.B. durch die VW-Stiftung, angewiesen ist. Der sehr aktive Förderverein des Paläons stützt ergänzend mit großen Mitteln. Letztlich unterstützt auch das Land Niedersachsen, das besonders an der wissenschaftlichen Forschung interessiert ist.
Die Grabung und Forschung betreibt aktuell das Tübinger Institut für Frühgeschichte. Die Tübinger Forscher sind bereits seit der Entdeckung der Speere hier tätig. Seit einiger Zeit ist das Tübinger Institut der Senckenberg–Stiftung zugeordnet. Das Land Niedersachsen führt keine eigenen Grabungen mehr durch, ist aber mit seinem Landesamt für Denkmalpflege an den Forschungen beteiligt. Der Entdecker der Speere, Herr Dr. Hartmut Thieme, war bis zu seiner Pensionierung 2012 Mitarbeiter des Niedersächsischen Landesamtes für Denkmalpflege. Für die Vergabe von Unteraufträgen zur Forschung an besonderen Exponaten ist die Senckenberg-Stiftung verantwortlich.
Dr. Joger lenkt die Aufmerksamkeit des Blickes von oben in den Foyer- Raum auf ein Modell der Braunkohlegrube, wie sie vor der vor deren Erschließung ausgesehen hat. Siedlungen sind zu erkennen. In der Humus-Deckschicht steckt ein Auto, wahrscheinlich ein Hinweis, was zukünftige Generationen aus unserem Zeitalter finden werden. Stehen wir an der Grenze zu einem neuen Zeitalter? Die Wissenschaft ist sich nicht schlüssig. Unter dem Modell Dinosaurier. Die sind gedacht für Kinder, die sich immer besonders für Dinos interessieren und hier einen Hinweis erhalten, dass die Dinos zu Beginn des Eozäns längst ausgestorben waren.
Im Paläon ist im Wesentlichen die Archäologie der Ausgrabungen aus der Braunkohlegrube in Schöningen ausgestellt. Das Eozän der Grube hat neben fossilen Überlieferungen von Pflanzen (z.B. Palmen) und Pollen keine Archäologischen Funde zu bieten. Die sind Sache der Forschung der Paläobotanik. Ab dem Oligozän ist die fossile Überlieferung ganz beendet und setzt erst mit der Zeit vor 300000 Jahren wieder ein. Die Formung des Schöninger Sees setzte mit den Gletschern der Elster-Eiszeit im Mittel-Pleistozän ein, Schmelzwasser füllte den See, Sedimente wurden eingespült. Archäologische Funde haben die Schichten bisher nur für Holstein- Warmzeit gebracht. Aber die Grabungen sind noch nicht beendet.
Einen absoluten Schwerpunkt der Ausstellung bilden die gefundenen Speere. Die bearbeiteten Wurfspeere aus dem Holzbereich von Fichten und einer Kiefer außerhalb des Markkanals belegen die organisierte Jagd durch den aus dem homo erectus hervorgegangenen homo heidelbergensis. Organisierte Jagd wiederum erforderten Planung und Kommunikation. Der homo heidelbergensis – Vorläufer des Neandertalers, dessen Zeit setzt in etwa vor 200000 Jahren ein - musste über technische Fähigkeiten und ein komplexes Sozialgefüge verfügen. Entsprechend ist das Abbild des homo heidelbergensis im Museum ausgestellt, ein aufmerksam und intelligent in die Welt blickender Mensch.
Ein ein Sonder- Ausstellungsraum wird dem gefundenen Zahn der
Säbelzahnkatze gewidmet. In Form ein wunderbar eingerichteten
Ausstellung über die Entwicklung der Katzen. Mit
eindrucksvollen Modellen von Löwe, Tiger und Säbelzahnkatze.
Eigentlich ein Säbelzahn-Tiger, auch wenn die Tiger des Mittel-Pleistozäns
nicht ganz die Ausmaße der Exemplare des Eozäns hatten. Der Löwe war
in seiner Entwicklung schon weiter fortgeschritten, das hat wohl
wesentlich zum Aussterben auch der letzten Exemplare des Säbelzahntigers
geführt. Der homo heidelbergensis wird jedenfalls froh gewesen sein, wenn
er diesem Tier nicht begegnet ist. Dies demonstriert das
alternierend im Ausstellungsraum gedimmte Licht.
Der Rundgang setzte sich im
Ausstellungsraum auf der zweiten Etage fort, an dessen Abschluss
verabschiedete sich Herr Dr. Joger. Die Exkursion-Gruppe bedankte
sich mit einem mehr als verdienten Danke und viel Beifall.
Der Rundgang durch den Raum war eine echte Herausforderung. In
architektonischer Vielfalt und Eigenheit hinsichtlich der Nutzung von
Betonstrukturen wird die Welt der letzten 300000 Jahre im Schöninger Raum
unterhaltsam, einprägsam und verständlich vermittelt. Künstlerische
Aspekte versuchen, die Verbindung zwischen der Vergangenheit und unserer
Zeit zu finden. Das gilt besonders für die Modelle des homo
heidelbergensis und des Przewalski-Wildpferdes. Integral ist das
Paläon als außerschulischer Lernstandort anerkannt, auch dieser Aspekt ist
in diesem Ausstellungsraum deutlich zu erkennen. Die Vorführung im
etwas separierten Filmraum baut darauf auf.
Zu finden sind in diesem Raum auch die ausgestellten Originalspeere. Sie sind etwas deformiert durch die Auflast der 15 m starken Deckschicht, aber ungeachtet dessen einfach nur eindrucksvoll. Jeder kann für sich selbst beurteilen, ob er diese Speere mit seinem Wissen über das Holz und ohne Nutzung einer feingehärteten Stichsäge und eines scharf geschliffenen Fahrtenmessers hinbekommen hätte.
Zum Abschluss der Exkursion bestand individuell die Möglichkeit zur
Besichtigung der Schulungs- und Forschungsräume im 1. Obergeschoss. Die
Vielfalt dieser Etage reicht von der Wissenschaflichen Forschung und
Auswertung bis zur Schulpädogogik.
Danach war die zweitägige Exkursion beendet. Es blieb noch
Zeit und Gelegenheit zum Besuch des Bistros für eine abschließende
Tasse Kaffee bei heftigem Wind im Außenbereich oder gemütlich im
Innenbereich.
Weblinks
Ein Film über die Einweihung des Paläons
Ein Film über die Säbelzahnkatze
Letzte Änderung: 29.05.2020