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Ziel der heutigen Exkursion war die Stadt Essen mit dem
Mineralienmuseum in Essen-Kupferdreh. Essen, die Grüne
Hauptstadt Europas 2017. Ein berechtigtes Prädikat, das
auch auf den Stadtteil Kupferdreh und mit dessen naher und
ferner Umgebung zutrifft. Der trübe Februartag lässt die Kupferdreher
Straße mit dem Mineralienmuseum diesbezüglich ein wenig in den Hintergrund
treten, aber insbesondere das Mineralienmuseum lässt den grünen
Charakter erkennen. Eine Einladung für den Frühling und für den
Sommer.
Das Mineralienmuseum ist auf einem seichten Hügel gebaut, das
gibt dem denkmalgeschützten Gebäude aus Ruhrsandstein
ergänzend einen ehrwürdigen Charakter.
Die Exkursionsgruppe des Fördervereins des Naturkundemuseums
Dortmund wurde von der Museumspädagogin Frau Dr. Rückheim
begrüßt. Frau Dr. Rückheim ist auch Mitglied im Förderverein, das
verlieh der Führung einen familiären Charakter.
Die Führung begann im obersten Stock im „Lehrerzimmer“.
Das Museum war bis 1968 eine Schule. 1868 wurde sie gegründet,
zunächst als Volksschule, dann ging sie in eine Berufsschule
über. Eine von dem „Historischen Verein für Stadt und Stift Essen
e.V. “ errichtete Tafel vor dem Museum erinnert an die
Historie des Hauses. Das Haus ist in den Denkmalpfad
Essen- Kupferdreh eingebunden, der zu historischen
Stätten in Kupferdreh einlädt.
Eine rege Kupferdreher Bürgerschaft und die Absicht des bis dahin noch
Essener Bürgers Oswald Hänisch, seine Mineraliensammlung in Form
einer Ausstellung der Öffentlichkeit zur Verfügung zu stellen, führte 1984
in Kooperation mit dem Essener Ruhrlandmuseum zur Gründung des
Mineralienmuseums Essen-Kupferdreh. Damals beherbergte die
Ausstellung zwei Räume, die weiteren Räume wurden sukzessiv
für Sonderausstellungen genutzt. Einen Überblick über die
Sonderausstellungen gibt eine in der Internetseite des Museums
aufrufbare Unterlage „20
Jahre Mineralien-Museum Essen“.
Mit der Schließung des Ruhrlandmuseums im Jahr 2007 gab es
einen erneuten Einschnitt, auch in der administrativen Abwicklung. Träger
des in der Kohlenwäsche der Zeche Zollverein integrierten neuen
Ruhr- Museums wurde eine Stiftung. Das Mineralienmuseum
Essen-Kupferdreh ging in diese Trägerschaft über. Im
Zuge des Umzugs der mehrere Millionen Exponate
umfassenden Sammlung übernahm das
Mineralien-Museum Kupferdreh einen Teil der Exponate der
naturkundlichen Sammlungen, die nicht mehr in das Konzept der Ausstellung
auf Zollverein passten. Das Ruhrmuseum auf Zollverein ist nach Maßgabe des
Stifters darauf ausgerichtet, die Geschichte des Ruhrgebiets mit den
sozialgeschichtlichen Aspekten auszustellen. Auf der
Sonderausstellung „Steinreich“ auf Zollverein war ein Teil der
im Keller lagernden und nicht mehr in das Konzept passenden Exponate
ausgestellt (Siehe Besuch der Ausstellung durch den
Förderverein am 16.08.2015 unter „Exkursion“).
Sonderausstellungen gab es ab 2007 nur noch auf Zollverein, das
Mineralienmuseum in Kupferdreh verstärkte dagegen seinen familiären
und kinderfreundlichen Charakter. Ein Museum zum Anfassen (zumindest
fast alles), für Kinder ein Highlight. Im Rahmen von organisierten Kindergeburtstagen
im Mineralienmuseum selbst und im Umfeld von Kupferdreh, zum
Beispiel in einer dreistündigen Fossilen- Jagd am Baldeneysee mit
der Fossiliensuche auf der Abraumhalde der ehemaligen Zeche
Pörtingssiepen, erfahren die Kinder vieles über unsere Natur und
können sich gleichzeitig viel bewegen. Auch Sylvia Rückheim macht
entsprechende Führungen, sie zeichnet sich dafür durch Fachwissen und
durch Kinderfreundlichkeit aus.
Das Fenster im Lehrerzimmer gibt einen Blick auf die Werkstatt frei.
Hier können naturkundliche Exponate präpariert
werden. Auch die VHS Essen ist hier zu Gast.
Eine der seinerzeitigen Sonderausstellungen hatte den Titel „Der Klang der Steine“. Diese Sonderausstellung war damals so gut besucht, dass sie in die heutige Dauerausstellung integriert wurde. Ein Raum mit Exponaten dieser Ausstellung befindet sich in der obersten Etage, direkt neben dem Lehrerzimmer bzw. einem heutigen Museumspädagogik Raum. Das Konzept des Ruhe-Raumes: Man kann das Geräusch von Steinen auch wahrnehmen, wenn man sie nicht anstößt. Der abgedunkelte Raum soll das diesbezügliche Bewusstsein zur Wahrnehmung stärken. Auch zur Wahrnehmung, welche Geräusche die unterschiedlichen Steine gemacht haben, als sie so geformt wurden wie sie heute sind.
Eine Etage tiefer der Teil der Ausstellung „Klang
der Steine“, in dem die Geräusche durch mechanische Anregung
der Steine erzeugt werden. Mit einer großen Klangvielfalt.
Verschiedene Arten von Steinen können zum Schwingen und als Folge
zum Klingen gebracht. Besonders beeindruckend die großen,
glockenförmigen Klangschalen aus Quarzglas. Das Quarzglas ist
ein „Abfallprodukt“ der Computerchip-Herstellung. An diesen
Schalen kann man die Schwingungen nicht nur hören, sondern auch
fühlen. Lithophone laden zum Spielen ein, im Kiesbett kann man
feststellen, welche Geräusche rollende Kiesel und rieselnder Sand machen,
usw.
Ein besonders wertvolles Exponat der Stein- Ausstellung steht in einem kleinen Nebenraum: Die Replik eines Klangsteines von Elmar Daucher. Der Bildhauer Elmar Daucher hat durch Einschnitte in den Quader aus schwarzem schwedischen Granit Säulen stehen lassen, die durch leichtes streichen, besonders bei Stützung mit Wasser, zum Schwingen angeregt werden und für unser Ohr liebliche Töne erzeugen. Die Tiefe der Einschnitte mit der resultierenden Tonvielfalt hat Daucher selbst errechnet. Auf einer Schautafel im Museum erfolgt der Hinweis: „Verglichen mit den Klangfiguren Chladnys scheinen die Klänge der schwingenden Säule ein äußerst komplexes Gebilde zu sein“. Ein herausfordernder Satz, der zu einer Studienarbeit anregt.
Die Exkursionsgruppe verlässt die Steine - die von den
Teilnehmern natürlich auch aus geologischer Sicht betrachtet und
diskutiert wurden - und setzt die Führung in den beiden Räumen fort, die
ursprünglich das Mineralienmuseum beheimateten. Der erste Raum
befasst sich grundsätzlich mit dem Zeitalter des Karbons. Nicht nur
dem Zeitalter des Karbons zuzuordnen sind die Gräser, die in
Schautafeln an den Wänden aufgehängt sind. Ein aufgeklapptes
Herbarium. Im Verhältnis zu den übrigen Exponaten im Raum rücken
diese Schautafeln ein wenig in den Hintergrund, aber sie stellen doch ein
sehr wichtiges Kulturgut unserer evolutionären Entwicklung dar. Es wäre
schön, wenn diese Sammlung „bei Gelegenheit“ in einer Datei
katalogisiert wird.
Die Exponate des Karbons repräsentieren Ausstellungsstücke aus Halden-
Funden, überwiegend in einer hervorragenden Qualität. Die Mitte des
Raumes wird zur Darstellung des Inkohlungsprozesses genutzt. Sylvia
Rückheim erläutert, mit welch einfachen Mitteln sie den Kindern bei
Führungen den Inkohlungsprozess erläutert. Die Temperatur spielt dabei
genauso wie im originalen Prozess eine mit entscheidende Rolle.
Der nächste Museumsraum ist betitelt mit „Wunderkammer Natur“. Die Exkursionsteilnehmer überzeugen sich davon: das ist nicht übertrieben. Beeindruckend z.B. die Mineralien-Exponate. An einer Wand Zeichnungen von August Haeckel. Er hat die Faszination der Natur gezeichnet, zum Beispiel mit der Darstellung von Plankto-Organismen. Grafiken, die einer heutigen Rechnergrafik ebenbürtig sind. Eine weitere Wand hat das Thema „Wunderkammer Kalk“. Die ungeheure Vielfalt des Calciumkarbonats in unserer Evolution wird aufgezeigt. Und auch in diesem Raum ist eine Herbarium Wand eingerichtet.
Die Exkursionsgruppe verlässt die „Wunderkammer Natur“ und geht
über die schöne Treppe - wer weiß, welche ehrwürdigen Essener
Bürgerin oder Bürger zur Schulzeit über diese Treppe gegangen sind – und
betritt die letzten Ausstellungsräume. Die es noch einmal in
sich haben.
Zunächst der Raum mit „Tieren der Urzeit“. Einen Schwerpunkt dieses
Raumes bilden – für Kinder unerlässlich- die Saurier:
Dinosaurier, Flugsaurier, Fischsaurier, Paddelechsen… Mit ihren
Knochen , Eiern, Fußabdrücken und Kothaufen. Die Kothaufen
sind Mittelpunkt bei Kindergeburtstagen, genauso wichtig sind sie
aber auch für Wissenschaftler: Aus Kothaufen (Koprolithen)
lässt sich rekonstruieren, wo und wie die Saurier gelebt haben.
Ein interessantes Objekt : der Holzmadener
Ichthyosaurier. Ein Original, von Bernhard
Hauff im Jahr 1886 selbst präpariert. Die Holzmadener
Fossilien im Schiefer der schwäbischen Alb sind von spielenden Kindern
entdeckt worden. Familie Hauff, Besitzer des Steinbruchs,
erkannten ihren Wert und veranlassten den Sohn Bernhard Hauff zur
Präparation. Ein Teilnehmer der Dortmunder Exkursionsgruppe
war der Präparator des Naturkundemuseums Dortmund, Manuel Pauser.
Der sich natürlich für dieses Exponat besonders interessierte und von der
Hauffschen Präparation beeindruckt war, aber auch einige
Einzelheiten fand, die Hauff vielleicht noch etwas besser hätte machen
können. Nur das geübte Expertenauge kann diese Einzelheiten
erkennen. Jedenfalls kann sich das Naturkundemuseum Dortmund
wertschätzen, solch einen Mitarbeiter in den eigenen Reihen zu
haben.
Nachdem Sylvia Rückheim auch die Geheimnisse der Wand mit
Ammoniten aller Größe entschlüsselt hatte, konnten die
Exkursionsteilnehmer den letzten Ausstellungsraum des Museums besuchen.
Der Titel dieses Raumes: „Mammut, Mensch und Feuerstein“.
Ausgestellt ist die Evolution der Wirbeltiere inklusive ihres Abzweiges
Evolution des Menschen. Mit plastischen und illustrativen
Original-Exponaten und Repliken. Viel Lehrreiches ist zu entdecken.
Zum Abschluss besuchte die Exkursionsgruppe die Werkstatt. Hier werden von
den Kindern Abdrücke von Originalfossilien gemacht, Fossilienfunde
bearbeitet, Steine bearbeitet , Steinzeitmesser erarbeitet, Mineralien
geschliffen etc. Ein handwerkliches Paradies, das auch durch
Erwachsene, unter anderem der Volkshochschule Essen, genutzt wird.
Das hat nicht jede Stadt zu bieten, man muss im Umfeld schon lange suchen.
Was wird in Dortmund sein?
Sylvia Rückheim wies besonders auf die Symbiose des Ruhrmuseums auf
Zollverein und seiner Zweig-und Außenstellen hin. Zweigstelle ist
das Mineralienmuseum Kupferdreh. Außenstellen sind die
Geologische Wand Kampmannsbrücke, der Halbachhammer, die Margarethenhöhe,
die Kulturlandschaft Deilbachtal sowie der Geologische Wanderweg am
Baldeneysee. Die Dortmunder Gruppe hofft, dass sich die Symbiose auch in
wirtschaftlichen Investitionen für das Mineralienmuseum Essen
auswirken wird.
Damit endete dies Exkursion. Einige Teilnehmer nutzten den
Aufenthalt in Kupferdreh noch zum Besuch eines nahe gelegen Eiscafés.
Letzte Änderung:28.05.2020