Verein | Exkursionen | Projekte | Vorträge | Termine | Neues vom Museum | Naturfotografien | Impressum
Der Lava-Keller ist eine weitere
Attraktion der „Museumsmeile“ der
Stadt Mendig mit dem Lava-Dom- Museum, dem Lava-Keller
und der Museumslay. Den Lavakeller kann
man nur mit einem Führer besichtigen. Der
Führer der Exkursionsgruppe des
Fördervereins des Naturkundemuseums Dortmund war
Herr Wolfgang Kostka, der die Gruppe bereits durch
das Lava-Dom- Museum geführt hatte.
Es ist nur ein kurzer Weg vom Museum zu dem
Gebäude an der Brauereistraße 3, über
das der Lava-Keller erreicht werden kann. Wie die
Gruppe später wusste, führte die
Straße über Hohlräume
unter ihren Füßen. Die
Hohlräume der Lava-Keller.
Mendig ist auf einer Fläche von nahezu 2,8
km² unterkellert. Die Keller wurden
in einer Tiefe von ca. 14 bis ca. 30 m
erschaffen. Die heißen
Lavaströme des Wingertsberg-Vulkans flossen in
die Richtung der heutigen Stadt Mendig. Die
Basaltbildung setzte in der späteren
Abkühlphase ein. Die Abkühlung
erfolgte von außen nach innen bzw. von oben nach
unten. Abkühlung bedeutet gleichzeitig
Schrumpfung mit Rissbildung. Je schneller
abgekühlt wird, umso schneller bilden sich Risse,
die zur Kristallisation in sechseckigen oder
fünfeckigen Basaltblöcken
führten. In einer Vielzahl von
Stollen und Schächten wurde dieses kostbare
schwarze Baumaterial unterirdisch als Basaltlava
ausgebeutet. So entstanden die Lavakeller.
Der Eingang zum Keller befindet sich in
dem schönen Gebäude –natürlich
mit Steinen aus Basaltlava gemauert -, dass ab
1842 als Verwaltung für die erste
Brauerei in Mendig genutzt
wurde. Später wurde es von einem
Steinbruch- Besitzer erworben, der in der Nähe
einen Steinbruch betrieb und es noch heute als
Verwaltungsgebäude nutzt.
2005 hat die Stadt Mendig einen Teil des Gebäudes
gepachtet, der von der Deutschen
Vulkanologischen Gesellschaft betrieben und genutzt
wird. Dadurch ist der Weg in den Keller gesichert.
Außen vor der Eingangstreppe zu
einem Ausstellungsraum lagern drei
Mühlsteine als Status dafür, dass Mendig ein
Zentrum der Mühlstein-Herstellung war.
Einer ist aus römischer Zeit. Die Römer
haben unter anderem in Mayen einen Steinbruch
betrieben, dort ist ein entsprechendes Museum
eingerichtet. Der zweite ist aus dem 13.
Jahrhundert, er ist 800 kg schwer. Der Dritte ist ein
Ausstellungsmühlstein, der auf der ersten
Weltausstellung 1851 in London ausgestellt war und
auch auf den Weltausstellungen von 1855 in Paris
und 1862 in London gezeigt wurde. Freie Kreisscheiben
weisen auf Medaillen hin, die der Mühlstein auf
diesen Weltausstellungen bekommen hat. 2000 war er
gleichfalls auf der Expo in Hannover bzw. als
dezentrales Projekt der Expo in Steinbergen,
einem Stadtteil von Rinteln in Niedersachsen.
Die „Erlebniswelt Steinzeichen“ in
Steinbergen war ein naturorientierter Erlebnis- und
Freizeitpark. Leider ist sie bis auf
weiteres geschlossen.
In dem Ausstellungssaal empfängt jeder Teilnehmer der Exkursion einen Sicherheitshelm und auf Wunsch einen Friesennerz. Im Saal sind Mineralien und Gesteine aus dem Mendiger Raum in Vitrinen und auf Tischen ausgestellt. Für die Exkursion verblieb keine Zeit, auf Einzelheiten einzugehen, aber die Steine dokumentieren die komplexe geologische Welt als Folge der Ausbrüche des Wingertsberg Vulkans und des Laacher-See-Vulkans. Am Exkursionstag des 23. Juni 2018 verblieb mehr Zeit, tiefer in diese Geologie einzutauchen.
Ein Profil des Lavastroms zeigt eine Karte
aus 1871. Eine eindrucksvolle Handzeichnung, es
ging auch ohne Rechner. Wolfgang
Kostka lässt drei Steine herumgehen. Der
erste ist ein Hartbasalt aus dem Dielstein
(Framm) des Lava-Flusses. Die langsame
Abkühlung führte zu einem sehr harten Stein,
der aber in Mendig nicht abgebaut wurde bzw. erst nach
2005 im Tagebau des Wingertsberg
Steinbruchs. Aufgrund des
vielfältigen Vulkanismus i im
Känozoikum gab es genügend
Steinbrüche in Deutschland, in denen Hartbasalt
gewonnen wurde.
Anders ist es bei dem zweiten Stein, einem Stein aus
Basalt-Lava. Aufgrund der schnelleren Abkühlung
konnten Gase nicht schnell genug entweichen, es kam zu
Hohlräumen, die sich integral wie scharfe Klingen
auswirken. Ideal für Mühlsteine.
Im Bereich des Lava-Basalts bildeten sich oben
die auf der Profilzeichnung dargestellten
kleineren Säulen, die Siegel, unten
bildeten sich die dickeren Säulen, die Schienen.
Der Mendiger Basalt setzt sich wie folgt zusammen:
32,5 % Plagioklas
21,7 % Leucit
19,1 % Augit
13,5 % Nephelin
4,8 % Hauyn
4,2 % Magnetit
3,0 % Olivin
0,9 % Apatit
0,3 % Calcit
Der dritte Stein ist ein Bimsstein, Resultat des
Auswurfs des Laacher-See-Vulkans. Leicht (das
spezifische Gewicht ist geringer als das des Wassers)
und als „Reinigungsstein“ gut
nutzbar. Aber seit 1845 auch nutzbar als
Rohstoff für Baumaterial. Bis 1845
wurde Basalt-Lava abgebaut, indem Stollen durch
den Bims getrieben wurden. Mit der Erfindung von
Herrn Nebel, den Bims zu mahlen und ihn in mit
Kalkmilch zu binden und zu Baumaterial zu verarbeiten,
wurde Bims abgebaut und Basalt-Lava auch im
Tagebau abgebaut..
Das Resultat des Abbaus im Tiefbau schaute sich die Exkursionsgruppe jetzt an. Über150 Stufen ging es über einen Tunnel ca. 30 m in die Tiefe. Die Wände des Tunnels spiegelten 200000 Jahre geologische Geschichte, es war absolut beeindruckend.
Beeindruckend war auch der Keller,
der sich auftat. Ein Hohlraum im Basalt-Lava,
der von Menschen mit Hammer und Eisen geschlagen
wurde. Auf insgesamt 2,8 km², dies
entspricht 390 Fußball-Feldern. 169
Schächte wurden durch den Bims getrieben,
die gewonnenen Steine wurden über die
Schächte nach oben gefördert. Nur ein
kleiner Teil der Keller ist für die
Öffentlichkeit frei gegeben, aber der Rundgang
durch den frei gegebenen Teil gibt einen
hervorragenden Eindruck über die Gesamtheit. Die
Layer beherrschten ihr Handwerk, es ist
erstaunlich, dass es trotz des Abbaus kaum
Einstürze gab. Wo die stehen gelassenen
natürlichen Stützen nicht ausreichend
erschienen, wurde mit ergänzenden Stützen
nachgeholfen. Die Begehung des frei gegebenen
Teils ist sicher, dies wird durch das Bergamt
kontrolliert.
Um Steine guter Qualität zu gewinnen, musste der
Layer den Stein und dessen „musikalische“
Reaktion kennen. Ein Handwerk, das besonders auf
Erfahrung beruht. Abgebaut wurde von oben nach unten.
Wolfgang Kostka führt die Gruppe auch an eine
„Diebeswand“. In der 2. Hälfte
des 19. Jahrhunderts siedelten sich hier
Brauereien an, sie nutzten die Keller als
„Eiskeller“ aufgrund der stets
gleichbleibenden Umgebungstemperatur von 6-9
°C. Die Idee dazu hatten Mitglieder der
Herrenhuter Brüdergemeinde, einer aus dem
katholischen Sachsen ausgewiesenen Glaubensgruppe der
böhmischen Hussiten. Später waren es
insgesamt 28 Brauereien, die bis zur Erfindung der
Kältemaschine durch Karl Linde hier ihr Bier
brauten. Auch Dortmunder Brauereien waren darunter.
1986 ist mit der Völker-Brauerei die letzte
Brauerei gegangen.
Spuren der Brauereien sind überall im Keller
gegenwärtig. Nicht nur die Diebeswände, die
gegen Bierdiebstahl errichtet wurden.
Im Bereich eines früheren Gärhauses finden
heute besondere Events statt. Z.B. Konzerte und
Feierlichkeiten. Ein Trauzimmer ist eingerichtet und
wird auch genutzt.
Ein etwas unschönes Kapitel: Besatzungssoldaten
haben hier unten nach dem 2. Weltkrieg
ihren Müll entsorgt, später wurde diese
„Tradition“ bis ca. 1970 von Einheimischen
übernommen. Im öffentlichen Bereich
haben jugendliche Ehrenamtliche aufgeräumt, in
anderen Kellern ist das nicht der Fall.
Auch die Film- und Fernsehindustrie hat
hier unten gewirkt, Plakate von
„Sterntaler“ und „Vampir, Drei
Schwestern“ weisen darauf hin. Szenen des
Films „Vulkan“ wurden gleichfalls im
Lava- Keller gedreht.
An der Decke erkennt man
Kalk-Auswaschungen. Zur Bildung einer
Tropfsteinhöhle reichen diese Auswaschungen aber
nicht aus.
Wolfgang Kostka wusste über viele weitere
Einzelheiten zu berichten. Eine ist hier zum Abschluss
wiedergegeben: Im Forschungsmuseum Alexander
König hatte die Exkursionsgruppe einiges
über die Beringung von Fledermäusen
gehört. Im Lava-Keller ist eine der
größten Beringungsstationen in Deutschland.
Auf der Grundlage der hier in den Kellern
überwinternden Fledermäuse.
Die Layer haben früher 12 Stunden hier
Basalt-Steine gewonnen. Wolfgang Kostka
ergänzt das einstündige Stundenkontingent
der Exkursionsteilnehmer um jeweils 11 Stunden und
gewährt allen den Wideraufstieg. Viele nutzten
die 150-Stufen-Treppe, einige wenige den Fahrstuhl.
Den gab es vor 150 Jahren noch nicht.
Mit der Abgabe des Sicherheitshelms endete dieser
zweite Rundgang der Exkursion in die
Museumsmeile Niedermendigs.
Anschließend führte Wolfgang Kostka die
Gruppe ca. 300 m weiter auf der Brauereistraße
in die Museumslay, der dritten Station der
Museumsmeile.
Weblinks
Letzte Änderung: 28.05.2020