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Ein weiteres Ziel der Exkursion des Fördervereins des Naturkundemuseums Dortmund im Anschluss an den Besuch des Forschungsmuseums Alexander Koenig in Bonn am Vormittag des 22. Juni 2018 war am Nachmittag die Osteifel. Aber so schnell gab Bonn die Gruppe nicht frei, die Baustellen auf der Reuterstraße verhinderten ein schnelles Erreichen der A 565. Dr. Jan Decher hatte in der Führung hinter den Kulissen der Abteilung Säugetiere erwähnt, dass in Bonn-Poppelsdorf ein neues Gebäude des Forschungsmuseums errichtet wird und die Erwartung ausgedrückt, dass die Entfernung zwischen den beiden Zentren keine so große Rolle spielen wird. Es bleibt zu hoffen, dass der Stand der Reuterstraße bis zur Fertigstellung des neuen Museums-Gebäudes dieser Erwartung nicht widersprechen wird.
Aber die Gruppe erreicht irgendwann über
die A 565 die A 61 und dann relativ
schnell Niedermendig und den Parkplatz des
„Deutschen
Vulkan Museums Lava- Dom“. Von
dort grüßt bereits das Museum mit den vor
dem Museum postierten, zufrieden wirkenden
basaltischen Damen der Prozessionsstraße.
Im Museum wurde die Gruppe von Herrn Wolfgang Kostka begrüßt und dann hieß es ganz schnell: „Schalter umlegen“. Von der Zoologie, Biodiversität und Theriologie umschalten auf die Physik und Chemie des Vulkanismus. Des Vulkanismus, der sich an diesem Tag in der „Museumsmeile“ der Stadt Mendig mit dem Lava-Dom-Museum, dem Lavakeller und der Museumslay sowie am folgenden Tag in den Steinbrüchen „In den Dellen“ und „Wingertsberg“ präsentierte.
Der Vulkanismus hat die Vulkaneifel im
Zeitalter des Känozoikums in zwei Phasen
begleitet. Gesteine weisen vulkanische
Aktivitäten nach, die sich in Deutschland
in einem West-Ost Gürtel von der
Vulkan- Eifel bis hin zur Lausitz ziehen. Der
beispielsweise in diesem Gürtel liegende
Vogelsberg ist mit 2500 km² der größte
Vulkan Mitteleuropas. Er setzt sich aus einer
Vielzahl von übereinandergeschichteten
Basaltlavaströmen zusammen. Auch in der
Eifel ist es grundsätzlich ähnlich,
natürlich mit anderen Zusammensetzungen der
Gesteine und deren Mineralen. Die erste vulkanische
Tätigkeit erfolgte vor etwa 44 bis 34 Millionen
Jahren im Zeitalter des Eozäns. Einer der
Vulkanschlote bildet heute den höchsten Berg der
Eifel, die Hohe Acht.
Vor ca. 0,7 Millionen Jahren setzte erneut
Vulkanismus ein, der sich in der
Vulkaneifel mit Westeifel und Osteifel in
Maaren, Schlackenkegeln, Lavaströmen, Bimsdecken,
Tuffsteinen (Ignimbriten) und Domen dokumentiert. 70
Maare sind entstanden, ein einzigartiges
Landschaftsbild auf der Erde.
Aber darum geht es nur bedingt in der
Mendiger Museumsmeile. Diese orientiert
sich wesentlich an den jüngeren
vulkanischen Ausbrüchen in der
Osteifel vor ca. 200000 Jahren, die vor ca.
12900 Jahren in der größten Vulkaneruption
Mitteleuropas kulminierte. .An diesen beiden
Ereignissen orientierte sich entsprechend auch
die Exkursion.
Da ist zum einen der zweimalige Ausbruch des Wingertsberg-Vulkans vor
weniger als 200000 Jahren in ca. 2 km Entfernung vom
Museums-Standort. Nach einer jeweils gasreichen und
Schlackenkegel bildenden Phase ging die Eruption in
einen effusiven Ausbruch über,
währenddessen das aufgestiegene und relativ
flüssige Magma als Lava mit ca.
1200°C ausgeflossen.
Anders der Ausbruch des Laacher-See
Vulkans vor ca. 12900 Jahren. Die
Wissenschaft ist sich heute einig: dies
war der explosive Ausbruch eines
Vulkans, dessen Eruptionszentrum der heutige Laacher
See ist. Dabei wurden ca. 6 km³ eines sehr
gasreichen zähen Magmas in die Luft geschleudert
, das mindestens 25 km hoch in die Stratosphäre
aufstieg. Ablagerungen werden noch heute bis Gotland
und Turin nachgewiesen. Der Ausbruch des Laacher
–See- Vulkans hat die jüngste Landschaft
Deutschlands geschaffen. Der Begriff
Landschaft bezieht ein
großflächiges Gebiet ein. Der
jüngste Vulkanausbruch in Deutschland war der
Ausbruch vor ca.10000 Jahren, der zur Bildung
des Ulmener Maars südlich der Nürburg
geführt hat.
Von der Wucht der Ausbrüche Wingertsberg
und Laacher- See wird sich die Exkursion morgen in den
Steinbrüchen überzeugen und versuchen,
in den Mineralien und Gesteinen die Geheimnisses
aus den Tiefen der Erde zu entdecken.
Wolfgang Kostka begann seine Führung durch das Museum mit der Demonstration des Vulkan- Ausbruchs vor ca. 200000 Jahren. Feuerfestes Schuhwerk in dem Erlebnisraum war angebracht, denn der Lava-Fluss dieses fiktiven Ereignisses erreichte die Exkursionsteilnehmer, die auf sechseckigen, schwarzen Hockern das Schauspiel betrachteten. Das am 31. Juli 2005 eröffnete Museum hat mit diesem Erlebnisraum ein besonderes Zeichen der Darstellung gesetzt. Die Präsentation des Ausbruchs geht davon aus, dass Tiere den Ausbruch einige Stunden vorher vorausgeahnt haben, während Menschen ihrer sammelnden oder jagenden Tätigkeit nachgegangen sind. Es ist nicht auszuschließen, dass tatsächlich Menschen von dem Ereignis betroffen waren, denn die ältesten Spuren der Neandertaler in Deutschland finden sich in der Eifel im heutigen Kreis Mayen.
Wäre es heute anders, wenn solch ein Hotspot-Vulkan
– im Gegensatz zu einem aus der
Plattenbewegung resultierenden Vulkanausbruch -
sich plötzlich über die frühlingshafte
Morgendämmerung ergießt? Ist in
der Eifel mit neuen Vulkanausbrüchen zu
rechnen? Ist die Eifel ein Pulverfass?
Oder auch andere Regionen in Deutschland?
Zumindest die Eifel scheint dafür
prädestiniert zu sein. Die Wissenschaft ist
sich nicht einig, aber es gibt kleinere Anzeichen wie
oberflächlich austretende Gase (z. B. in
den Mofetten im Laacher See) und die Tatsache,
dass sich ein Teil der Vulkaneifel geringfügig
über die Hebung des rheinischen Schiefergebirges
hinaus hebt. Mittels seismographischer Messungen
konnte gemessen werden, dass in ca. 40 km Tiefe, d.h.
im Erdmantel unter der Eifel ein Plume mit
einer bis zu 1400 °C heiße Zone
steckt. Dies könnte ein Vorbote
für weiteren Vulkanismus in 10000 Jahren
sein. sein. Aber die Wissenschaft ist sich
uneins. Seit mehr als 10 Jahren wird auch ein
Zusammenhang des mitteleuropäischen Vulkanismus
mit der Einengung Europas durch die Kollosion mit
Afrika und die Orogenese der Alpen diskutiert.
Ein Ausbruch ist zu erwarten, aber nicht in naher
Zukunft.
Erdbeben und Vulkanausbrüche zeigen, dass die
Erde in einem ständigen Wandel ist. Trotz
aller menschlichen Messkünste ist es
äußerst schwierig, ein Erdbeben oder einen
Vulkanausbruch vorherzusagen. Man kann Temperaturen
messen, aber im wesentlichen nur an der
Oberfläche der Erdkruste. Man kann mit
seismischen Messungen die flüssigen Zonen
in der Erde und deren Stärke ermitteln. Man kann
auch Bohrungen ansetzen –die Tiefste ist bis
12000 m erfolgt - aber die reichen zur
Klärung dieser Frage nicht aus.
Geodätische Messungen verraten Änderungen
des Schwerefeldes der Erde. Aber das alles ist
im Verhältnis nur Stückwerk. Relevant sind
die Vorgänge im Erdmantel und daraus resultierend
die Vorgänge an der Basis und in der
Erdkruste. Hier sammelt sich das Magma, das aus
dem Erdmantels aufgestiegen ist und dringt unter
Umständen weiter nach oben. Das aber auf
nicht bekannten bzw. vorhersehbaren Wegen.
Im Anschluss an die beeindruckende Animation der
Vulkanausbrüche in dem Erlebnisraum führte
Wolfgang Kostka die Exkursionsgruppe durch die
weiteren Ausstellungseinheiten im Obergeschoss
des Museums.
Im Folgenden eine
kurze Wiedergabe der Einheiten:
An einem Modell
der Erde sind die an der Plattentektonik
beteiligten Erdschichten interaktiv
anwählbar demonstriert. Die Schichten der
Erde mit ihrer nach innen zunehmenden
Schwerkraft sind herausnehmbar. Die
Plattentektonik mit resultierenden Vulkanen,
Erdbeben, Tsunamis, Gebirgsbildung etc. wird
ergänzend an einer Schautafel
erläutert. Erläutert werden auch Mantelplumes.
Die Strömungen in den diversen Schichten
des Erdmantels, die heißes Gestein innerhalb des
Erdmantel transportieren. Die Erdkruste wandert
aufgrund der Plattentektonik über den relativ
ortstabilen Mantelplume, aus dem Plume erzeugtes
Magma bahnt sich seinen Weg durch die Erdkruste.
Dort kann es als Lava aus Vulkanen austreten. Und so
entsteht eine Kette von Inselvulkanen. Alle 1000 Jahre
eine neue Insel. Bis die Platten
kollidieren. Bekannte Beispiele für
Hot-Spot-Vulkane, die sich über einem Mantelplume
bildeten und noch bilden, sind die Vulkane Hawaiis.
Island ist entstanden durch die Überlagerung eins
Mantelplumes mit dem Mittelatlantischen Rücken.
Das Erdbeben von Roermond am 13. April 1992 hatte eine Stärke von 5,9 auf der Richterskala. Es dauerte 15 Sekunden. Auf einer Erdbebenstation der Universität Köln in Bensberg wurden die Schwingungen des Bebens aufgezeichnet. Im Museum wird eine betretbare Schwingplatte mit diesen Schwingungen angeregt und das Geräusch per Lautsprecher übertragen. Man kann erahnen, welche Wirkungen das Beben auf die Psyche Betroffener hatte.
An einem Rondell
können Minerale des Laacher-See Vulkans und der
Eifel unter einer 120-fach vergrößernden
Lupe betrachtet werden. Die chemische Formel und
weitere Details können auf einem Bildschirm
studiert werden. Auf dem Rondell- Tisch
liegt auch ein 72 kg schwerer Basalt-Block
des Wingertsberg-Vulkans, der durch die
Eruption des Laacher-See Vulkans in die Luft
geschleudert wurde. Auf einem weiteren
Tisch ist ein Steinlaboratorium
eingerichtet, an dem Steine mit ihren Gewichtsanteilen
zusammengefügt werden können.
Die Exkursionsgruppe fügte den Phonolith
zusammen: 30 % Sanidin, des weiteren
Plagioklas, Hauyn, Magnetit, Titanit,
Amphibol und Pyroxen mit ihren jeweiligen
Anteilen. Ein Rechner unterstützte die
Gewichtsauswahl und verringerte die
Iterationsschritte. 37 Minerale stehen in dieser Form
zum Bau von Gesteinen zur Verfügung. Eine
gute Einstimmung auf die Exkursion in die
Steinbrüche am folgenden Exkursionstag.
Mit Unterstützung dreier Modelle
werden aufsteigendes Magma, die Wirkung der Gase
sowie die Eruption eines explosiven Vulkans
dargestellt.
Vor der Errichtung des Museums im Jahr 2005 wurde eine
Bohrung niedergebracht, der
Bohrkern ist im Museum mit folgender
Einteilung ausgestellt :
0 m bis 0,5 m : Mutterboden
0,5 m bis 8 m : Bims des Laacher-See-Vulkans
8 m bis 10 m : Löß und Quarzsand der
letzten Eiszeit
10 m bis 14 m : Schweißschlacke des
Wingertsberg-Vulkans
14 m bis 30 m Basaltlava des
Wingertsberg-Vulkans
Die Basaltlava wurde lange Zeit in Mendig
abgebaut. Eine Schautafel und ein Modell
im Museum zeigen die Abbau-Methode. Die Bims-Schicht
wurde nicht abgetragen, sondern es wurden
Schächte gebaut. Den Abbau wird die
Exkursionsgruppe in dem sich anschließenden
Besuch des Lava-Kellers besichtigen und die
Verarbeitung mit dem sich daran anschließenden
Besuch der Museumslay.
Wie die Steinbrüche in der Umgebung zeigen, wird
Bims des Laacher-See-Vulkans industriell
genutzt. Das Museum zeigt einige der Rohstoffe,
die aus dem Bims gewonnen werden. Zum
Beispiel Bims-Hohlblocksteine, ein Gemisch
von gemahlenem Bims mit Zement und Wasser, ein
Baustoff für viele Häuser (früher wurde
dem gemahlenen Bims Kalkmilch zugesetzt,
Ingenieur Nebel aus Koblenz hatte die Idee
dazu). In gleicher Form verarbeitet wird
vulkanische Schlacke, die Steine sind rötlich und
werden Krotzen-Steine genannt. Viele Häuser,
insbesondere in der Eifel, sind mit diesem Stein
gebaut und werden entsprechend Krotzen-Häuser
genannt. Ein weiteres Produkt
ist Trass
-Zement, ein hydraulisch wirksamer Zement,
der unter Wasser abbindet und dabei an Festigkeit
gewinnt. Aus ihm sind z.B. die Hafenanlagen entlang
des Rheins inklusive Rotterdam gebaut.
Backöfen in Backhäusern (die wurden auch
schon mal Backes genannt, besonders in Köln)
wurden häufig aus Tuff gemauert. Tuff
erwärmt sich schnell und gibt die
Wärme langsam wieder ab.
Was wäre, wenn morgen ein Vulkan in der Nähe
ausbricht. Das Museum hat sich Gedanken gemacht
und eine Sondersendung
des Fernsehsenders Rheinland- Pfalz Aktuell
produziert. Diese Sondersendung führte
Wolfgang Kostka der Gruppe vor. Facit:
Besser wäre es, wenn das Magma im Erdmantel
verbleibt. Eine gute Regie, dass zum Zeitpunkt der
Filmvorführung die Glocken der gegenüber dem
Museum stehenden Evangelischen
Pfarrkirche geläutet haben. Eine
schöne Kirche, die 1892 vom Braumeister
Laubenthal –natürlich mit
Niedermendiger Basalt - errichtet wurde.
Auch das Thema Erdbeben als Auslöser von
Vulkanismus bleibt nicht unerwähnt. Die
Wissenschaft versucht, Erdbeben vorzeitig auf die Spur
zu kommen. Bisher ohne durchschlagenden Erfolg,
obwohl die Messtechnik zur Erfassung und
Auswertung von Schwingungen eine immer
höhere Auflösung erreichen und
die Programmsysteme zur Erstellung von
Prognosen und Schlussfolgerungen immer gezielter
arbeiten. Aber man muss natürlich vorsichtig
sein: eine falsche Prognose kann man sich erlauben,
nach zweien hört schon keiner mehr zu.
Gezielter sind ggf. die Aussagen von Geologen vor Ort.
So wie die des Franzosen Maurice Krafft, einem
ehemaligen Mitglied der Deutschen
Vulkanologischen Gesellschaft mit Sitz in
Mendig, der 1991 gemeinsam mit seiner Frau Katja
bei Filmaufnahmen des Ausbruchs des Mount Unzen in
Japan ums Leben gekommen ist.
Zur weiteren Beobachtung der Eifel-Plume wurden
78 feste und 158 mobile Messstationen im Rahmen eines
„Eifel-Plume-Projektes“
eingerichtet. Seismische Wellen, die durch das
Erdmantelgestein laufen, werden verzögert.
Stattgefundene Erdbeben werden weltweit
registriert und können öffentlich
über http://ds.iris.edu/seismon/
verfolgt und ausgewertet werden. Eine Hilfe auf
der Internetseite unterstützt die Suche und
Auswertung.
Der Rundgang durch das Museum schließt mit der Darstellung einer Mühlstein- Historie ab. Bereits Kelten und Römer wussten über die hervorragende Eigenschaft der Basaltlava bei der Anwendung als Mühlstein. Die Kelten nutzten Handsteine, die Römer kannten bereits den Mühlstein, jedoch haben die die Lava noch oberirdisch abgebaut. Im Lava- Keller wurde die Basaltlava unter anderem für Mühlsteine abgebaut.
Damit schloss die
Exkursionsgruppe den Rundgang in diesem für
Kinder und Erwachsene lehrreichen und interessanten
Museum ab und machte sich auf den Weg zu dem
Lava-Keller.
Weblinks
Deutsches Vulkan Museum Lavadom
Deutsche Vulkanologische Gesellschaft
Letzte Änderung: 28.05.2020