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Das Zoologische
Forschungsmuseum Alexander Koenig in
Bonn liegt heute direkt an der Bundesstraße
9. Im Jahr 1912, als Alexander
Koenig seine Planungen zum Bau eines
einheitlichen Museums zwecks Erweiterung seiner
ornithologischen Sammlungen in die Tat umsetzen
konnte, war das anders. Ein Prunkbau auf der
grünen Wiese entstand, nahe Bebauung und
turbulente Straßen gab es nicht.
Heute lassen große umliegende Bauten und
der rastlose und drängende Verkehr auf der B
9 eine Betrachtung des in den Kriegen
nicht zerstörten und immer noch imposanten
Gebäudes aus dem Auto heraus kaum zu.
Man muss den festen Willen haben, dieses Museum zu
besuchen, dann öffnet sich der Blick für die
Architektur und für die Natur. Die
Exkursionsgruppe des Fördervereins des
Naturkundemuseums Dortmund hatte diese feste
Absicht und wurde mit einem herausragenden
naturkundlichen Event belohnt.
Neben der Naturkunde ist die
Gebäude-Architektur bemerkenswert.
Das gesamte Museums-Ensemble,
das sind die Gebäude, Tiergehege und Parkanlagen,
ist aufgrund seiner
wissenschaftshistorischen Bedeutung
denkmalgeschützt. Die Gebäude sind die
Privatvilla Alexander Königs (ein Geschenk der
Eltern aus dem Jahr 1884; der erste Teil des
Gebäudekomplexes, der leider infolge
Kriegszerstörung neu aufgebaut werden musste),
der Anbau an die Villa mit der Ornithologischen
Privatsammlung von Herrn Koenig, das
Hauptgebäude und der Clas M. Naumann-Bau
mit Sammlungen von Gliederfüßern, dem
Molekularlabor und der Bibliothek. Clas M.
Naumann-Bau und Hauptgebäude sind durch einen
Glastunnel miteinander verbunden. Ein weiteres
Gebäude wird derzeit in Bonn
Poppelsdorf gebaut. Dieses wird die
Nähe zur Forschung der Universität Bonn
prägen (die biologische Fakultät der
Universität Bonn befindet sich in
Poppelsdorf) und wird auch die analoge und
digitale Bibliothek und die Infrastruktur
für die digitale Plattform (Server etc.)des
Museums beherbergen.
Ziel der Exkursion war das Hauptgebäude.
Dieses hat sich hinsichtlich der
äußeren Fassade nicht verändert. Es
ist gekennzeichnet durch hervorgehobene
Sandsteinquader, schöne
Rundbogen-Fenster, Sandstein Reliefs und einem mit
Säulen besonders hervorgehobenen Eingangsbereich.
Ein Hinweisschild am Eingang verweist auf das Leibnitz- Institut für Biodiversität. Das Museum Koenig ist ein Mitglied der Leibniz Gemeinschaft, der 86 Forschungsinstitute mit Ausrichtung auf Natur-, Ingenieur- und Umweltwissenschaften angehören. Als Leibniz-Institut für Biodiversität der Tiere hat das Museum Koenig seine Forschung im Bereich der Zoologie um aktuelle Probleme der weltweiten Biodiversität erweitert. Das Bienensterben ist nur ein Schlagwort für dieses weltweite Problem, welches das Gefüge der Evolution in beträchtliches Wanken bringen kann und nach Ansicht vieler Wissenschaftler schon ins Schwanken gebracht hat.
Ein stolzes Gebäude lädt zum Besuch ein. Im Inneren wurde die Exkursionsgruppe herzlich von Hendrik Denkhaus begrüßt. Hendrik Denkhaus hat im Rahmen seines Studiums für das Zoologische Forschungsmuseum Alexander König gearbeitet. Speziell war er auch im Forschungsbereich der Theriologie von Herrn Dr. Jan Decher tätig. Derzeit ist er als Volontär im Naturkundemuseum Dortmund beschäftigt und wird hier seinen weiteren beruflichen Weg vorbereiten.
Einleitend vermittelte Hendrik Denkhaus
anhand von historischen Archivbildern Informationen zu
der Geschichte des Hauses sowie des Lebens von Herrn
Dr. Alexander Koenig.
Die Eltern Alexander Koenigs hatten ihr
Stammhaus in St. Petersburg. Sie waren durch
Produktion und Vertrieb von Zucker aus
Zuckerrüben insbesondere in Russland
sehr wohlhabend geworden. Alexander Koenig wurde noch
in St. Petersburg geboren, die Familie siedelte aber
1867 nach Bonn über. Da war Alexander neun
Jahre alt. Familie Koenig erwarb eine Villa, die sie
1901 an Rudolf Hammerschmidt verkaufte. 1950
erwarb der Bund diese Villa und machte
daraus den ersten bzw. heute den zweiten
Amtssitz unseres Bundespräsidenten. Ein
Polizeiaufgebot an der Adenauerallee deutete die
Vorbereitung des „Tages der offenen
Tür“ in der Villa Hammerschmidt am
24.06.2018 an. Bundespräsident Steinmeier war an
diesem Tag in Bonn. Grundsätzlich
könnte die Villa Hammerschmidt auch Villa Koenig
heißen.
Alexander Koenig widmete sein Leben der Zoologie, bereits im jugendlichen Alter sammelte er Tierpräparate und interessierte sich für Tierpräparationen. Als studierter Zoologe setzte er diese Sammlungen und Arbeiten fort, Forschungsreisen führten ihn in die arktische Region sowie ins nördliche Afrika. Seine Arbeiten und Sammlungen dokumentierte er im aufgeführten Gebäudeensemble. Im Hauptgebäude allerdings erst ab 1929, der 1912 begonnene Bau wurde im ersten Weltkrieg beschlagnahmt und bis 1926 als Lazarett genutzt. Die Inflation hatte auch das Vermögen von Alexander Koenig aufgezehrt, er konnte alleine die Mittel zur Fertigstellung des Baues und zur Einrichtung des Museums nicht aufbringen. 1929 stiftete er das Gebäude unter der Vorgabe, es als Naturkundemuseum fertig zu stellen, dem Deutschen Reich. 1934 wurde das Museum eröffnet, die schmiedeeiserne Inschrift über der Eingangstür ist aus dieser Zeit erhalten.
Natürlich gingen auch die Turbulenzen des 2.
Weltkrieges nicht am Museum vorbei. Die Absicht der
Nationalsozialisten, einen Krieg zu führen,
dokumentiert die bereits 1938 aufgezwungene
teilweise Nutzung des Gebäudes als
Luftschutz-Rettungszentrale sowie als Zentrale
für einen Sicherheits- und Hilfsdienst. Im
Weltkrieg wurden Exponate teilweise ausgelagert, ab
1943 war das Museum ganz geschlossen. Nach dem
Willen Herrmann Görings wären viele Exponate
nach Berlin ausgelagert worden, er hatte die Absicht,
dort ein großes Jagdmuseum zu errichten. In
diesem Fall wirkte sich der 2. Weltkrieg positiv aus,
die Exponate sind in Bonn verblieben.
Das Museum wurde ab 1947 ausgebaut und
eingerichtet und 1950 wieder eröffnet. 1948
stellte es den Mittelpunkt der im Aufbau
befindlichen neuen Bundesrepublik dar. Bonn war durch
Adenauer bereits als Bundeshauptstadt favorisiert, und
da in Bonn kein repräsentatives Gebäude
infolge der Kriegsschäden verfügbar
war, fand in der großen Halle des
Museums (der Lichthof) am 1.September 1948 der Festakt zum Zusammentritt
des Parlamentarischen Rates
(repräsentiert durch die Landtagsabgeordneten der
drei Westzonen)statt. Zu diesem Zweck
wurden die von Koenig noch selbst erlegten und
präparierten Giraffen
verhüllt. In der Folgezeit wurden das
Arbeitszimmer Alexander Koenigs kurzzeitig durch
Konrad Adenauer und bis 1957 weitere
Büroräume durch Ministerien der neuen
Bundesrepublik genutzt. Aus diesem Grund ist das
Museum heute eine der 18 Stationen auf dem „Weg
der Demokratie“ in Bonn.
Lichthof und Arbeitszimmer waren das
nächste Ziel der Exkursionsgruppe. Ein
erster Blick in den Lichthof gab einen Einblick
in die Ausstellung des Bereichs Savanne und in
die Philosophie des Museums. Nach jahrelangem
Umbau ist es seit 2003 das Ziel der
Dauerausstellung, Einblick in die Funktionsweisen von
Großlebensräumen zu
bieten. Früher war die
Morphologie im Mittelpunkt, heute ist es die
Ökologie. Wesentlich hat Prof. Dr. Clas
Michael Naumann diese Umgestaltung geprägt. Nach
ihm wurde entsprechend auch der Erweiterungsbau
benannt.
Das Arbeitszimmer Alexander Koenigs erreichte die
Exkursions-Gruppe über das
wunderschöne Treppenhaus.
Im Arbeitszimmer
Alexander Koenigs stockt einem dar
Atem. Nicht wegen des strengen
Geruchs, der auf die Forschung
hinweist. Es ist die Historie, die spürbar
ist. Konrad Adenauer hat diesen Raum für
zwei Monate als Büro genutzt, hier haben
die ersten Kabinettsitzungen der jungen Bundesrepublik
stattgefunden. Adenauer hat diesen Raum
allerdings nicht so ganz geliebt. Heute ist der Raum
mit seiner prachtvollen Stuckdecke und der
ornithologischen Bibliothek im Originalzustand zu
sehen.
Dem Raum schließt sich die Ornithologische
Sektion an. Die Exkursionsteilnehmer hatten
die Gelegenheit, einen Blick hinter die Kulissen
dieser historischen Forschungsstätte zu werfen,
die einen Teil der Sammlungen des Forschungsmuseums
beinhalten und nicht Teil der öffentlichen
Ausstellung sind. Neben den Sammlungen für
Käfer, Schmetterlinge, große und kleine
Säugetier etc. Die Sammlungen hinter den Kulissen
sind Dokumente, welche Lebensformen in den Regionen
unserer Erde entdeckt worden sind. Sie dienen der
Erforschung der Evolution. In den Vitrinen und
Schubladen dieser einzigartigen Sammlung ist eine
ungeheure Vielfalt enthalten, jedes Tier ist akribisch
auch in seiner Morphologie erfasst. Die digitale
Aufarbeitung dieser Dokumentation hat
begonnen, wird aber noch viel Zeit
in Anspruch nehmen. Insofern sind interessierte
Wissenschaftler weiterhin aufgefordert, sich für
Studien vor Ort zu informieren. Besonders
wertvoll sind die hier lagernden Typexemplare, die das
„Urexemplar“ des Tieres
darstellen. Zusätzlich zu den Typen werden
Exemplare der verschiedenen Geschlechter,
Farbvarianten und Rassen aufbewahrt. Manches Biotop
der Ursprungsregion existiert heute schon nicht mehr
und die Rasse ist schon ausgerottet. Leider, leider.
Neben den Tieren sind auch die handwerklich
beeindruckenden historischen Holz-Schränke zu
nennen. In weiteren Räumen der
Ornithologie befinden sich modernere
Schränke.
Anschließend führte Hendrik
Denkhaus die Exkursionsgruppe zurück in die
Ausstellung, und zwar in die Sektion Regenwald.
Die Ausstellungsräume gliedern
sich in die Bereiche Savanne / Wüste
/ Regenwald / Arktis und
Antarktis / Mitteleuropa / Vogelwelt
/ Vivarium. Die Sektion Regenwald befindet sich
noch im Umbau. Ein Blick hinter die Kulisse des
Kronendaches des nachgebildeten Regenwaldbaumes im
Kamamega Forest in Kenia deutet an, wie das Kronendach
einmal aussehen könnte. Derzeit sammeln und
forschen die Forscher und Präparatoren des
Museums noch vor Ort in Afrika und bauen
danach die Ausstellung aus. Der
Unterholz-Bereich eine Etage tiefer ist bereits
fertig. Auch hier wird die Philosophie des
Museums verdeutlicht, die Ökologie der Flora und
Fauna unter dem Oberbegriff „Unser blauer
Planet“ zu beschreiben. Tropische
Regenwälder beherbergen die größte
Artenvielfalt und gehören damit zu den
gefährdetsten Lebensräumen der Erde.
Die Vielfalt des Regenwaldes wird in diesem Unterholz
bereits verdeutlicht.
Menügeführte Bildschirme geben
Auskunft über die Ausstellung. Einige
Komilitonen von Hendrik Denkhaus waren an
der Umsetzung der Ausstellung beteiligt, die
Exkursionsgruppe erfuhr entsprechend viele
tiefergehende Informationen über die
Umsetzung. Zum Beispiel über die
Präparation: Pflanzenteile, die nicht verrotten
(Prozessoren sorgen für gute Belüftung),
sind echte Teile aus Afrika. Verrottbare Teile wie
Blätter etc. sind durch Abdruck der
Originalblätter präpariert, diese
wurden in Alkohol eingelegt aus Afrika
importiert. D.h. auch Einkerbungen usw.
sind präpariert. Auch das Spinnennetz ist
präpariert. Eine Meisterleistung der
Präparatoren.
Ein Okapi ist zu sehen, ein Leopard, eine Graumangabe.
Alles größere Tier. Aber es sind nicht nur
die großen Tiere, die die Forscher
interessieren, es sind - auch im Rahmen
der Biodiversitätsforschung - wesentlich
auch die kleineren. Hendrik Denkhaus nennt als
Beispiel einen Baumfrosch, der durch viele Tricks
für die Sicherheit seines Nachwuchses sorgt-sowie
eine Otter-Spitzmaus. Zur Erforschung der
Aufenthaltsorte der Otter-Spitzmaus werden
Wasserproben entnommen und die DNA der Proben
entsprechend ausgewertet. Die Tricks der Forscher.
Im Fahrstuhl nach oben führte Hendrik
Denkhaus die Exkursionsgruppe anschließend zu
seinem ehemaligen Chef, Herrn Dr.
Jan Decher, dem Leiter der Abteilung Säugetierkunde
(Theriologie; man kann auch Mammologie sagen).
Einer Sektion des ZFMK, des Zoologischen
Forschungsmuseums Koenig, neben den Sektionen
Vögel, Gliederfüßer, Käfer,
Schmetterlinge etc.
Herr Dr. Decher begrüßte die
Exkursionsgruppe herzlich und führte sie hinter
die Kulissen der Abteilung. In 31 Räumen werden
über 100000 Säugetiere in 1800 Arten
gesammelt und erforscht. ca. 5400
Säugetierarten gibt es weltweit. Die
Nagetiere bilden mit ca. 3000 Arten die
größte Gruppe, von den
Fledermäusen sind derzeit 1100 bis 1200 Arten
bekannt. Insbesondere die Artabgrenzung wird
erforscht, neue Arten sind ggf. zu bestimmen. In der
wissenschaftlichen Fachliteratur wird immer wieder
eine neue Art beschrieben, jedes Jahr in etwa ein
Dutzend. Meistens sind es Kleintiere wie Mäuse
und Spitzmäuse, aber auch schon mal „was
Größeres“. Dr. Decher ist
Spezialist für westafrikanische Kleinsäuger,
insbesondere für Großprojekte in dieser
Region erstellt er Gutachten, in welcher Form
das Projekt die Artenvielfalt gefährden bzw.
zerstören kann. Beispielsweise für das
Riesen- Projekt ausländischer Investoren
zur Eisenerzförderung in Guinea. Die
afrikanischen Sammlungen des ZFMK sind
international besonders anerkannt. Für die
Gutachten werden Belegexemplare gefangen und
systematisch erforscht. Was im Feld noch wie eine
bekannte Art aussieht, kann sich in der
wissenschaftlichen Auswertung als eine neue Art
herausstellen. Wie z. B. bei einer Fledermaus, die
sich in der genetischen Analyse im Labor auf einem
neuen Zweig bewegte, dieser neue Zweig war
dann auch morphologisch nachweisbar. Diese
Fledermaus wurde entsprechend als eine neue Art
beschrieben, ihr wurde der Name Neoromicia
isabella Decher zuerkannt. Isabella
bezieht sich auf die Fellfarbe. Besonders wertvoll
für die Forschung sind die Belegexemplare des neu
entdeckten Tieres. Es stellt das
„Urmaß“ für die neue Art dar,
an diesem Belegexemplar (Typexemplar oder Holotyp)
müssen sich international alle Arten messen
lassen. Für die Wissenschaft sind die
Belegexemplare ein ungeheuer wertvoller
Schatz.
Typexemplare werden in das „Handbuch
der Säugetiere“ aufgenommen. Es gibt
entsprechende Handbücher in deutscher
Sprache, die Sprache der Wissenschaft ist
allerdings ausschließlich die englische Sprache.
In einem Raum weiter erläuterte Dr.
Decher die Präparation von Tieren.
Im Anschluss daran besucht die Gruppe die Sektionsbibliothek
mit wissenschaftlichen Büchern und Zeitschriften
und Berichten speziell zu den
Säugetieren. Digitalisierung der
Zeitschriften und Berichte ist vorgesehen,
Interessierten kann dann alles in .pdf über
das Netz zur Verfügung gestellt werden. Das
verhindert unter Umständen kostenintensive
Dienstreisen, andererseits ist Forschung vor Ort mit
der Notwendigkeit der Sichtung diverser Unterlagen
wohl auch in Zukunft notwendig.
In einem weiteren Raum werden viele größere
Tierpräparate gelagert. Überwiegend
großartige Exponate der afrikanischen Savanne,
die jedoch dem neuen Konzept zum Opfer gefallen sind,
nach dem auch die Ökologie der Tiere ausgestellt
wird. Für die Tiere war in der neuen Ausstellung
schlichtweg kein Platz mehr. Was die Tiere sich an
Fabeln wohl zu erzählen haben, wenn die Tür
wieder geschlossen ist? Für
wissenschaftliche Sonderausstellungen werden die
Tiere auch ausgeliehen. Der
wissenschaftliche und sicherheitstechnische Aspekt
muss aber gewahrt bleiben. Es ist nicht zu glauben,
aber die Sicherheit muss vor allen den Dieben
asiatischer Auftraggeber mit dem Hintergrund
Aphrodisiakum begegnen. Das Nashorn ohne Horn in
der Ausstellung Savanne spricht Bände.
Die Gruppe erreicht den Beringungsraum für Fledermäuse.
Dr. Decher illustriert, wie die Beringung am Unterarm
durchgeführt wird. Die Ringe werden an berufliche
und ehrenamtliche Forscher ausgegeben, die die
Beringung ausführen. Die Daten über
die Beringungen und die Wiederfunde von
Fledermäusen sind in Deutschland seit 1932
archiviert, seit 1960 werden die Daten in Museum
Koenig und seit 1993 für die
ostdeutschen Bundesländer in Dresden
gesammelt. Für die weitere Erforschung der
Lebensweisen von Fledermäusen ist jede
Ringmeldung von Bedeutung. Daher freuen sich die
Zentralen in Bonn und Dresden, wenn die
Öffentlichkeit zu diesen Forschungen
beiträgt, indem sie einen Fund meldet.
Weiterhin soll intensiv das Flugverhalten von
Fledermäusen erforscht werden. Fledermäuse
legen teilweise sehr lange Strecken
zurück. Bei der Rauhautfledermaus
sind beispielsweise Strecken bis zu 1900 km
nachgewiesen. Es ist beabsichtigt,
Fledermäuse mit Sendern zu bestücken, ein
Netzwerk von Helfern (auch Funkamateure)
soll die Empfangsdaten aufnehmen.
Die Beringungszentrale im Museum arbeitet eng mit
anderen europäischen Zentralen und mit EUROBATS
zusammen. Dr. Decher zeigt einen Leitfaden
für die Berücksichtigung von
Fledermäusen bei Windkraftanlagen
von EUROBATS. Die Rotoren von Windkraftanlagen sind
für Fledermäuse ein großes Problem.
Nicht nur die Rotoren selber töten die Tiere,
sondern auch der Unterdruck aus der Rotation.
Wenn es gelingt, die Flugwege der Fledermäuse
exakter zu erfassen, könnte die Genehmigung neuer
Anlagen daran orientiert werden. Bisher erfolgt
die Aufstellung von Windkraftanlagen
ausschließlich vor dem Hintergrund des
wirtschaftlichen Erfolges.
Eine weitere Station des Rundganges: die
Aufbewahrungsschränke für Felle. Von
großen und kleinen Tieren. Wenn ein großes
Tier kommt, muss es sofort mit allen
verfügbaren Präparatoren bearbeitet werden.
Die Felle werden anschließend von einem Gerber
gegerbt (es gibt noch einen in Bonn). Felle von
Kleintieren wie Mäusen müssen nicht zwingend
gegerbt werden. Die Lagerung im
Schrank bringt natürlich Probleme durch ggf.
Befall von Schädlingen wie Motten, die dem Fell
„an das Fell“ wollen. Behandlung mit Gift
wird heute ausgeschlossen, bei Verdacht des Befalles
werden die Präparate im Kälteschrank
behandelt.
An die Räumlichkeiten für Felle
schließen sich die Räume für die
Skelette großer und kleiner Säugetiere
an. Es ist so gut wie alles vertreten,
Skelette von Walen sind jedoch nicht
enthalten, diesbezüglich bietet
sich das Meeresmuseum in Strahlsund an. Aber das
Skelett einer Seekuh und eines eleganten Tümmlers
sind neben dem Torso eines Nilpferdes enthalten.
Wie Wale sind Seekühe Meeressäuger.
Die Entwicklung der Meeressäuger im Verlauf der
Evolution vom Weg in das Wasser ist
wissenschaftlich gut
dokumentiert. Wale und
Seekühe brauchen heute keine Besonderheiten
an den Skeletten, um die tragende Funktion
auszuführen. Wie es z.B. bei den Elefanten der
Fall ist. An einem Elefantenschädel
erklärt Herr Dr. Decher Einzelheiten.
Im Raumbereich der Skelette ist auch ein Raum für
Tiere hergerichtet, die eigentlich im Keller deponiert
waren, aber dort infolge zu geringer relativer
Luftfeuchte nicht genügend
alterungsbeständig gelagert waren. Diese
Tiere sind teilweise als Jagdtrophäen
hergerichtet, früher wurden im Museum auch
Ausbildungen zur Vorbereitung von
Jägerprüfungen abgehalten. Ganzheitlich
steht in diesem Raum ein absolut Respekt
einflößender Kaffernbüffel.
War´s das? Es gibt noch einen
Dachboden mit dem sogenannten 7-Türen-Flur.
Weitere Tiere und Skelette auf engstem Raum für
die forschende Theriologie. Die Genetik
wird sich zukünftig noch mehr auf
rechnergestützte Analyse abstützen.
Beispielsweise können DNA- Proben –
insbesondere an altem Museumsmaterial - durch
Roboter genommen und ausgewertet werden. Das
neue Zentrum in Poppelsdorf wird hier sehr
hilfreich sein. Auch die nutzbare Datenbank
BIODAT soll für den Bereich Theriologie
weiterentwickelt werden. Insbesondere bezüglich
dieses Fachbereiches ist die enge Zusammenarbeit mit
dem Museum für Naturkunde in Berlin sinnvoll und
notwendig.
Auch in Richtung des bereits überdeutlich
festgestellten
Biodiversitätsverlustes sollen
weitere Wege begangen werden, um diesen nachhaltig zu
erforschen und, soweit es überhaupt noch
möglich ist, Gegenmaßnahmen zu
empfehlen. Um die Erde für uns zu erhalten,
müssen die Veränderungen der
Öko-Systeme beobachtet und verstanden werden. Die
Wissenschaft hat sich zur Aufgabe gestellt, die
Beobachtungen wissenschaftlich zu bewerten und die
Öffentlichkeit verständlich zu
informieren. Am ZFMK soll die
Biodiversitätsforschung auch durch Einstellung
neuer Forscher erweitert werden. Das Direktorium
plant ein öffentliches bundesweites Monitoring,
um die Öffentlichkeit ständig zu
informieren. Und aufzuwecken?
Dr. Decher könnte noch vieles mehr berichten,
aber das Aufnahmevermögen der
Exkursionsteilnehmer scheint ausgeschöpft
zu sein. Auch der Zeitplan der Exkursion
ist ausgeschöpft. Dr. Decher gibt
abschließend eine Empfehlung, das Museum
noch einmal zu besuchen und weitere Führungen zu
buchen. Insbesondere einen Besuch des Neubaus
mit der Molekularabteilung und dem Rechenzentrum
in Poppelsdorf sollte man jetzt schon planen. Dort
wird es auch ein nettes Café geben.
Empfehlenswert ist auch ein Besuch des Botanischen
Gartens in Bonn, einer zentralen Einrichtung
der Forschung und Lehre der Rheinischen
Friedrich-Wilhelms-Universität. Auch dort
gibt es ein nettes Café. Und Dr. Decher
empfiehlt nachdrücklich, den Versuch zu
unternehmen, die
Jugend mehr für die Naturwissenschaft zu
begeistern.
Herrn Dr. Decher
gebührt ein herzlicher Dank
für diese hochinformative Führung
hinter den Kulissen des Bereichs der
Säugetiere. Vor allem die freundliche und
nette Vermittlung des wissenschaftlichen
Wissens war beeindruckend.
Hendrik Denkhaus übernimmt wieder die
Führung. Es sind noch 25 Minuten bis zur
Abfahrt in die östliche Vulkaneifel,
jeder kann jetzt machen, was er will. Hendrik Denkhaus
erklärt noch einmal kurz den Aufbau der
Ausstellung und den Weg in das
Museums-Café´. Damit sind beide
Möglichkeiten genannt, die nächsten Minuten
zu gestalten. Hendrik Denkhaus kann sich
für einen weiteren Termin verabschieden. Auch ihm gehört ein
herzlicher Dank für die erfrischende und
informative Führung.
Mit dem
Besuch des Forschungsmuseums Alexander Koenig
endete das erste Kapitel der zweitägigen
Exkursion. Weitere Kapitel waren der Besuch des
"Vulkanmuseums" in Mendig am 22. Juni 2018 sowie
Besuche der Grube "In den Dellen" sowie
"Wingertsberg" am 23. Juni 2018.
Weblinks
Zoologisches
Forschungsmuseum Alexander Koenig
Leibnitz-Institut
für Biodiversität der Tiere
Bonn Poppelsdorf: Uni und Botanischer Garten
Letzte Änderung: 28.05.2020